17.6.2002 - Seoul, der letzte Tag   

Als wir heute Mittag in Seoul aus dem Flieger gestiegen sind, um unseren letzten Tag in Korea zu begehen, wurde uns allen nach drei Wochen Aufenthalt in diesem Land erstmalig ein wenig schwer ums Herz. Das schwüle Wetter liess uns allerdings recht schnell diesen Schmerz vergessen! Die Sonne hatte heute einfach keine Chance gegen den dichten Smog der Millionenmetropole, nur ihre Wärme drang auf die von Menschen überfluteten Strassen. Wir nutzten die Zeit vor und zwischen den Fussballübertragungen zu letzten Einkäufen und sahen uns abermals ein wenig enttäuscht, dass Korea nicht das Land der günstigen Replikas und des spottend billigen Nippes ist. Das erste Spiel USA gegen Mexiko sahen wir dann im Hotel und waren nach der Leistung der Amerikaner gegen Polen im letzten Gruppenspiel überrascht, dass nicht Mexiko unser Viertelfinalgegner ist. Jetzt scheint für die Deutschen das Halbfinale zum Greifen nah! Den Sieg Brasiliens gegen aufopfernd kämpfende Belgier verfolgten wir in einen Restaurant in der City, ein letztes Mal genossen wir die koreanische Küche mit Kim Chi, Hähnchenschenkel, Bier und Soju, dem heimischen Schnaps, dem hier alle Leute verfallen sind. Dabei fragten wir uns, warum das Tor von Wilmots in der zweiten Halbzeit nicht gegeben wurde. Wir sahen weder Foul, noch Abseits!

Jetzt ist es Mitternacht und wir alle sind irgendwie traurig, dass morgen das Ende unserer Reise gekommen ist. Dieses Land, die Leute und die WM hat uns in ihren Bann gezogen. Wir sahen in 21 Tagen 9 Livepspiele in fantastischen, neu erbauten Stadien. Haben jede Menge interessanter Leute, ein fremde Kultur, eine ganz eigene Küche und allerhand kuriose Dinge erlebt. Erfreulicherweise hatten wir nicht einmal innerhalb unserer Reisegruppe irgendwelchen Stress und können auch von keinem negativen Erlebnis in Korea berichten. Das ist keinem von uns vorher in einem Urlaub passiert, eigentlich gab es immer den ein oder anderen Pferdefuss. Sei es Nepp, unfreundliche Leute oder Massentourismus der unangenehmen Art.

Natürlich hat jeder seine eigenen Impressionen, aber eines verbindet alle Mitreisenden unseres Trips. Wir möchten uns bei allen Koreanern für die Gastfreundschaft bedanken und hoffen 2006 ein bisschen von dem wiedergeben zu können, was wir hier in Punkto Herzlichkeit erlebt haben. Wir haben nicht gewusst, wie sehr unser "Arbeitstitel" doch die Sache trifft. Hier sind wir tatsächlich zu den "Friends Of Southkorea" geworden!



Die Statements der F.S.K. hier im Einzelnen:

Uwe:
Korea ist als Urlaubsland ungeeignet, doch als Gastgeber einer Fussball-WM ist es perfekt. Das Essen ist spitze, weil heiss-würzig, aber nicht zu scharf. Leider ist das Bier im Vergleich zu den anderen Getränken zu teuer. Musikalisch sind sie zwar nicht auf der Höhe (die Gitarren fehlen), aber dafür sind die Verkehrsverbindungen optimal und günstig.
Gesamtnote (1-6, wie in der Mittelstufe) von Uwe: 2




Splitti:
Eindeutig verbesserungsürdig ist das Fernsehprogramm. Man kann ihnen allerdings zu gute halten, dass ohne viel Schnick-Schnack alle Spiele (auch in Wiederholungen nachts) gezeigt wurden. Die Menschen waren sensationell um Freundlichkeit bemüht, leider scheiterte weitergehende Kommunikation an den fehlenden Kenntnissen der englischen Sprache. Skandalös war wieder einmal die Eintrittskartenpolitik, für alle Spiele bis zum Halbfinale konnte man problemlos Karten erwerben. Das gesamte Turnier war aufgrund der spielerischen Momente und der Überraschungen in der Vorrunde sehr gut! Die Städte (und viel mehr sahen wir auch nicht) sind aufgrund von typischen 70er Jahre-Bausünden leider sehr hässlich.
Gesamtnote von Splitti: 2+

Steffen:
Die drei Wochen waren wie ein Film! Unsere Live-Spiele waren fast ausnahmslos spannend und fanden in tollen Arenen statt. Beeindruckt hat mich der national-gefärbte Fussballfanatismus der Koreaner, die ansonsten eigentlich nicht gerade mit Fachverstand aufwarten konnten.
Überall trafen wir interessierte Menschen, mit denen man sich zu unserem Leidwesen selten wirklich unterhalten konnte.
Herrausstellen möchte ich die Einzigartigkeit des Trips, der sich in der Kombination Land und Fussball so sicher nicht wiederholen lässt.
Gesamtnote von Steffen: 1-


Andy:
Soju (der bereits erwähnte Schnaps) ist ein total verkanntes Getränk, das seine Herrlichkeit erst bei übermässigen Genuss entfaltet. Beeindruckend waren die fanatischen Koreaner, die einen Popkult um ihre Kicker veranstalten, der mit unseren Fantum wenig zu tun hat.
Die einheimische Küche ist eigentlich delikat, nur nach 3 Wochen wird sie für meinen Geschmack ein wenig eintönig. Aufgrund des achitektonischen Frevels würde ich Korea nicht als Reiseland sehen, wobei ich einschränkend sagen muss, dass wir natürlich von der wahrscheinlich vorhandenen Natur aufgrund unseres Spielplans nur wenig gesehen haben. Die WM ist bis dato super, weil viele Tore fallen!
Gesamtnote von Andy: 2

Irfan:
Prinzipiell bin ich schwer begeistert, doch schliesse ich mich Andy an und sage, dass Korea kein unbedingtes Reiseland ist. Während einer WM ist es hier aber ausgesprochen lustig! Die hilfbereiten und netten Leute haben mich beeindruckt. Dem Essen stehe ich zwiespältig gegenüber: Zum einen lockt die exotische Note mit angenehmer Scharfe, zum anderen bekommt man auch schon einmal obskure, nicht leckere Muscheln in einer faden Suppe. Genervt haben die "geleasten Fussballfans (In jedem Stadion sassen ca. 200 Koreaner in einem Block als Fans einer der beiden Mannschaften verkleidet). Klimatisch war es angenehm, auch wenn der Smog oft die Überhand hatte.
Gesamtnote von Irfan: 2

Peter:
Das war ausgesprochen toll! Wir haben hier Sachen erlebt, die für mich einzigartig waren. Toller Fussball, sehr nette Menschen, interessantes Essen und halt eine Kultur, die erst fremd, aber schon nach wenigen Tagen ans Herz gewachsen ist.
Wie Steffen schon richtig bemerkte, verlief die Reise wie ein Film und nur Dank unserer Kommunikation mit Euch nicht völlig abgenabelt von Zuhause. Ich habe die Tage genossen uud fürmich entschieden,irgendwann wieder zu kommen, weil ich so eine offensive Freundlichkeit vorher noch nicht erlebt habe. Für meinen Geschmack hätte es wettertechnisch betrachtet allerdings noch ein wenig kühler sein können.
Gesamtnote von Peter: 1-




Einen letzten Gruss aus Korea senden Euch Eure

FriendsOfSouthkorea